Glacier
Ewiges Eis
Manchmal ist der Wurm drin
Aus Hokitika raus führte mich die Straße weiter Richtung Süden - immer die weißen Berge im Blick. Doch bevor ich in Franz Josef ankommen sollte, hatten Upama, Franklin und ich uns zu einem letzten gemeinsamen Ausflug verabredet.
Der Weg sollte entlang der Küste gehen - leider waren wir für den Loop schon zu spät, da die Flut bereits einen Teil der Strecke mit Wasser bedeckte.
Als ich in's Auto stieg begann mein Herz bereits schon etwas schneller zu schlagen. Mein nächster Zwischenstopp war eine kleine Postfiliale, in die ich einen Brief meiner Eltern weiterleiten lassen habe (dieser kam zwei Tage nach meiner Abreise im Hotel an). Gespannt, ob der Brief angekommen ist betrat ich das Restaurant, in dem sich ein kleiner Schalter mit NZ Post-Beschriftung befand.
Wie sich herausstellte war mein Brief natürlich nicht angekommen und zu allem Überfluss war die angegebene Adresse (die ich von der offiziellen Website hatte) nicht mehr aktuell. Aber auch hier kam mir die Hilfsbereitschaft der Kiwi's zu Gute - vielleicht aber auch, weil ich weinend vor der Mitarbeiterin stand (manchmal klammert man sich halt an kleine Dinge, die einem ein Heimatgefühl verschaffen) und sie Mitleid hatte.
Ich schrieb ihr meine Telefonnummer auf und sie versprach sich zu melden, wenn der Brief doch noch angekommen ist. Wenigstens eine Kleinigkeit.
Noch in der "Poststation" stehend klingelte mein Handy. Ich hatte für den nächsten Tag ein großes Ereignis geplant: einen Helikopterflug inklusive Wanderung auf dem Franz Josef Glacier (Gletscher). Mit dem Anruf wurde mir allerdings mitgeteilt, dass das Wetter zu schlecht sei am nächsten Tag und daher die Flüge gestrichen würden. Wenn es einmal läuft!
Zu meinem Glück gab es noch einen freien Platz auf den Fox Glacier, den ich bereitwillig annahm. Ein wahres Auf und Ab der Gefühle.
Gut, den Brief würde ich wahrscheinlich abhaken müssen, aber das konnte man jetzt nicht ändern. Da gab es Schlimmeres. Wie zum Beispiel, dass die Buchung für den Stellplatz nicht gefunden wird und alles im Umkreis ausgebucht ist.
Perplex starrte ich die Rezeptionistin an (auch wenn mich das nach den vergangenen Ereignissen des Tages nicht überrascht hatte) und meinte, dass ich definitiv gebucht habe.
Als ich meine Anrufliste durchging, die Wahlwiederholung drückte und das Telefon der Rezeption neben mir klingelte war die Rezeptionistin plötzlich ganz kleinlaut (davor etwas pampig, da es ja mein Fehler sein musste) und wie von Zauberhand fand sich doch noch ein Stellplatz.
Was für ein Tag. Da hilft nur schlafen gehen und hoffen, dass der nächste Tag besser wird.
Fox Glacier
Nach einer kurzen Fahrt parkte ich vor dem Tourhaus. Nach dem Check-in erhielt ich mein Ticket und konnte ein paar Minuten entspannen, bevor es losgehen sollte.
Als es endlich 12:30 Uhr war hatte sich unsere Gruppe in einem kleinen Besprechungsraum zusammengefunden.
Erst gab es eine Einweisung: wie hat man sich in der Nähe eines Helikopters zu bewegen, welche Handzeichen müssen wir beachten und wie wir uns bei einer möglichen Übernachtung auf dem Gletscher zu verhalten haben ("überhaupt nicht beängstigend")...
Anschließend wurden wir ausgestattet. Für mich gab es dicke Socken, hohe Wanderstiefel und einen wasserfesten Rucksack.
Dann hieß es wiegen - jeder einzelne von uns musste erst selber auf die Waage und danach sein Gepäck. So konnte uns das Team einer Gruppe zuordnen.
Wir 6, die ein grünes Armband hatten, kamen in den zweiten Helikoper.
Aber sobald man drinnen saß, angeschnallt war und die Kopfschützer aufhatte (definitiv nötig bei der Geräuschkulisse) wich die Nervosität schnell Freude über's Fliegen.
Schnell waren wir oben auf der Gletscherstation angekommen, wo jeder von uns mit Spikes ausgestattet wurde.
Mit denen fühlte sich das Laufen viel sicherer an (war ich bis zu dem Zeitpunkt auch noch etwas unsicher gewesen, ob mein Knöchel das mitmachen würde).
Die Ausmaße waren beeindruckend - man beachte die andere Gruppe, die auf dem Foto nur als kleine Punkte zu erkennen sind.
Schritt für Schritt folgten wir unserem Guide.
Wie so oft verging die Zeit viel zu schnell. Doch für das Ende hatte unser Guide sich noch was besonderes aufgehoben: wir sollten durch ein Eisloch klettern.
Genau zum richtigen Zeitpunkt waren wir an der Gletscherstation wieder angekommen, da sich der Himmel langsam zuzog.
Schnell wurden wir in den Helikopter verfrachtet und mussten diesen magischen Ort wieder verlassen.
Am Ende wird alles gut
Auf dem Boden angekommen stellte ich fest, dass ich gleich fünf verpasste Anrufe von einer neuseeländischen Telefonnummer auf meinem Handy zu verzeichnen hatte.
Als ich zurück rief meldete sich die Postfrau vom vorigen Tag: mein Brief sei tatsächlich angekommen.
Überglücklich fuhr ich am nächsten Tag den Umschlag abholen.
Wie sagte Oscar Wild so schön: Am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende.
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