Toya

Der Weg zum Selfcontained?!

Die Sitze
Von vornherein war klar, dass man für ein Bett im Camper Platz braucht und das macht die hinteren Sitze überflüssig. Zumindest fast alle von ihnen - brauche ich ja noch einen dritten Sitz, damit ich mit meinen Eltern reisen kann, wenn sie nach Neuseeland kommen. 

Auf YouTube kann man diverse hilfreiche Videos finden, in denen erklärt wird, wie man ganz einfach Autositze ausbauen kann. Wie so oft im Leben ist es dann allerdings doch nicht so einfach wie im Video gezeigt: das Ende der Schiene wurde in meinem Camper mit dem Stopper verschweißt. 

Da wollte ein Vorgänger wohl auf Nummer sicher gehen, dass die Sitze nicht so leicht entfernt werden können. 

Zu meinem Glück gibt es Menschen wie Lester Unterkunft - ein alter Mann, der auch in meiner Unterkunft wohnt, der hilfsbereit, viel Zeit und Werkzeug hat. Kurzerhand kramte er eine Säge hervor. Die Funken sprühten und ich betete die ganze Zeit, dass mein Auto nicht gleich in die Luft fliegen würde. 

Nach einigen Ansätzen war alles unbeschadet überstanden und ich konnte die Sitze nun entfernen.

Anschließend wurden die Gummihandschuhe angezogen, der Staubsauger angeworfen und eine gründliche Reinigung vorgenommen.

Das Bett
Gleich zu Beginn hatte ich eine Idee, wie ich um den dritten Sitz mein Bett bauen würde - es nennt sich Pull-out-bed. Auch dazu ließen sich einige Vorlagen im Internet finden, leider mit keinen Maßangaben. Aber was wäre mein BWL-Studium wert, wenn ich das nicht selber errechnen könnte. 

Dafür brauchte ich eine Grundlage - im wahrsten Sinne des Wortes: meine Matratze. Diese habe ich sehr günstig (20$) in einem Möbellager gefunden. 

Wenn man schonmal beim Shoppen ist, habe ich mich gleich auf die Suche nach einer passenden Decke, Kissen, Bettwäsche und Bettlacken gemacht. 

Nachdem ich nun wusste, dass ich eine Single-Kingsize-Matratze habe, konnte ich an die Planung und den Kauf der Holzplanken gehen. 

Mit netter Beratung habe ich die richtigen Längen und Stärken gefunden. 

Selbstverständlich kann man ohne Werkzeug wenig anfangen. Zum Glück konnten mir meine Kollegen von der Arbeit da aushelfen. Auch wenn die Blicke doch etwas skeptisch waren, als ich nach einer Kreissäge gefragt habe. Ja, natürlich kann ich damit umgehen, die Frage war nur, ob ich damit auch sicher und unbeschadet umgehen kann. 

Aber keine Nervosität zeigen - Schutzbrille auf, tief durchatmen und ruhig und vom Körper weg sägen. Und dann war es geschafft. 

Nach dem Schleifen ging das Zusammenschrauben ganz schnell. Und schon hat man ein Bett im Auto. 

(Wenn 3 Personen im Camper sind)

(Ausgezogen für die Matratze)

Wassersystem
Wenn man den Selfcontained-Sticker haben will, dann braucht man ein Wassersystem. Das besteht aus einem Frischwassertank, einem Abwassertank und einem Waschbecken inklusive Pumpe. 

Da normale Waschbecken viel zu schwer, zu groß und hauptsächlich zu teuer waren musste ich kreativ werden und wollte eine Salatschüssel umfunktionieren. Leider war die erste Schüssel zu dünn und brach, sobald ich den Bohrer ansetzte. Entsprechend nervös war ich, als es an die zweite Schüssel ging - doch sie hielt. Nun musste das Loch nur noch in die entsprechende Größe gebracht werden. 

Nun kann die Schüssel (das Waschbecken) nicht schweben, sondern muss auf einer Platte stehen. Diese Holzplatte brauchte auch ein Loch (in die die Schüssel eingelassen werden sollte) und dieses hat mich fast zur Verzweiflung gebracht. 

Da ich alleine mit der Stichsäge nicht zurecht kam, bohrte ich viele kleine Löcher in die Platte und erhielt so auch ein Loch. Leider blieben noch einige Zentimeter über, die ich versuchte abzuschleifen: Minuten um Minuten - gefühlt kein vorankommen. Langsam traten mir Tränen in die Augen. Ich hatte keine Kraft und Motivation mehr und meine Finger waren bereits wund. Warum ich keine Pause machte? Weil ich für den nächsten Tag meinen Termin für den Selfcontained-Sticker gebucht hatte. 

Einen Hoffnungsschimmer hatte ich noch: Amelie. Sie ist vor einigen Jahren aus Deutschland nach Wharekauhau ausgewandert und lebt mit dem Farmer Bradley und ihrem Sohn Bradley Junior 3 Minuten von meiner Unterkunft entfernt. Hilfsbereit schnappte sie sich die Stichsäge (ich hielt die Platte fest).

In kürzester Zeit war das passende Loch ausgesägt und ich konnte wieder etwas entspannen. Zusammenschrauben und -stecken ging wieder ganz schnell. 

Selfcontained-Test
Um 3 Uhr nachmittags hatte ich dann am nächsten Tag meinen Videocall. Etwas nervös drückte ich den Anrufbutton und mein Handy wählte. Im Home-Office begrüßte mich ein junger Mann, der sichtlich bereit für den Feierabend war. Er ging seine Checkliste durch und ich zeigte im alles. Nach nur 9 Minuten waren wir durch - ich auch mit meinen Nerven. 

3 Dinge müsse ich noch erledigen, um den Status zu erhalten:
- die Toilette mit einem Spanngurt befestigen
- der Schlauch vom Trinkwasserkanister darf nicht durchsichtig sein
- der Abwassercontainer braucht für die Luft einen Schlauch, der nach außen führt (also durch ein Loch im Autoboden)

Bis er in den Feierabend und somit in die Weihnachtsferien ging (sie waren erst am 5.1. wieder erreichbar) hatte ich 2 Stunden Zeit. Wenn man soweit auf dem Land wohnt, braucht man mindestens eine Stunde bis zum nächsten Baumarkt - also keine Option. 
Wieder musste Amelie mir rettend zur Hilfe eilen. 

In einem Schuppen fanden wir einen Spanngurt, den wir um den Beifahrersitz und die Toilette spannten.

1. Punkt abgehakt.

Bei dem zweiten Punkt wurden wir etwas kreativer und gaben einen noch unbenutzten Waschmaschinenschlauch als food grade (Lebensmittelqualifiziert) aus. 

Auch das wurde akzeptiert. 

Langsam verstrich die Zeit und uns war noch unklar, wie wir den letzten Punkt angehen sollten. Ungern wollte ich ein Loch in mein Auto bohren, auch wenn der Mitarbeiter mir versicherte, dass das viele machten. Da uns nichts anderes übrig blieb, fuhr Amelie los um einen passenden Bohraufsatz zu holen. In der Zwischenzeit hob ich mit Amelie's Mutter die Dämmung an und siehe da: ich hatte bereits ein Loch im Unterboden - dieses wurde nur von einem Verschluss zugehalten. Ungläubig schauten wir uns an und mussten lachen - manchmal ist es zu einfach. 

Geschafft!

Naja, fast.... Die Zeit war um, der Mitarbeiter in den Weihnachtsferien und mein Foto unbeantwortet. 

Niedergeschlagen und gleichzeitig stolz, dass wir es geschafft haben, saßen wir bei einem Käsetoast zusammen und haben den Trubel beendet. 

Jetzt warte ich, dass ich eine Nachricht erhalte (hoffentlich ohne jegliche weitere Einwände) und mache mir dann Gedanken, wohin ich den Sticker senden lassen kann, da ich nämlich nicht mehr in Wharekauhau bin. 

Auch sonst war neben Toya einiges im Dezember los...

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