Hakihea (Dezember)
Sonnige Feiertage
Als es nun der 24. Dezember war, war ich froh, dass es im Hotel trubelig war und nicht viel Zeit zum traurig sein blieb. Dennoch musste ich neben dem Vorbeten des Menü`s und dem Abholen des nächsten Ganges aus der Küche mir manchmal die Tränchen verdrücken. Zum Glück sind die Kollegen sehr liebenswert und nehmen einen auch mal in den Arm (als Alleinreisende lernt man eine Umarmung sehr zu schätzen), wünschen dir frohe Weihnachten und stoßen am Ende des Tages mit dir an.
Gardening
Vor Weihnachten gönnen sich interessanter Weise wenige der reichen Leute eine Auszeit. Dementsprechend war es relativ ruhig im Hotel - abgesehen von den süffigen Weihnachtsfeiern.
Damit ich keine Einbußen bei den Arbeitsstunden und somit beim Lohn zu verzeichnen hatte, habe ich im Garten ausgeholfen. Ein bisschen erinnerte mich die Arbeit an die Kiwiplantage in Opotiki - monoton, Rückenschmerzen und ohne Unterlass Hörbuch oder Podcast hören.
Neben dem aufsammeln von vertrockneten Baumnadeln habe ich die Fenster geputzt, Brennholz gefahren und die Auto's gewaschen. Immer mit dabei: mein Quad Bike.
Weihnachtsfeier
Am 7.12. stand die Weihnachtfeier für das gesamte Hotelpersonal an.
Gegen Mittag wurden wir, die weiter außerhalb wohnen (also in Hotelnähe), von einem Bus eingesammelt. Die Musik und das Partylicht im Innern machten schon einen guten Anfang. Mit hoher Geschwindigkeit flogen wir über die Straßen, bis wir am Weingut angekommen waren.
Als unser Hotelmanager mich antippte und meinte, dass der Bus jetzt wieder fahren würde, war ich etwas traurig, dass die Feier so schnell vorbei war. Allerdings ist die Zeit vielmehr verflogen und wir waren schon mehrere Stunden auf dem Weingut. Auch die Anderen wollten noch nicht nach Hause und so wurde der Busfahrer überzeugt uns für eine Stunde in einer Bar abzusetzen. Nach zwei Cocktails war die Zeit um und die Stimmung auf dem Höhepunkt. Kurzerhand folgte eine zweite Planänderung: der Bus lädt alle Insassen bei Familie Pillar ab. Shona (die Mutter; arbeitet in der Buchhaltung im Hotel) öffnete uns freudig die Türen, während Griffin (der Sohn; mit ihm kellnerte ich die meisten Schichten) bereits seine Cocktail-Utensilien herausholte.
Castle Point
Auf meiner List für die Region Wairarapa standen noch zwei Sachen, die ich abhaken wollte. Eines davon war Castle Point bzw. der Leuchtturm von Castle Point. Da kam es wie gerufen, dass ich einen freien Tag hatte und das Wetter sich von einer einigermaßen guten Seite zeigte. Die Fahrt erstreckte sich zwar über 2h und hatte ich zuvor natürlich schon genug Leuchttürme gesehen, war es dennoch den Weg wert.
Von dem Felsen, der sich entlang des Leuchtturms schlängelt, hat man einen fantastischen Blick auf die Bucht und über den weiten Ozean.
Kirihimete
Pünktlich zu Weihnachten füllte sich das Hotel und wir begannen zu rennen.
Ich rannte zwar nicht, ging aber schnellen Schrittes einem Pärchen hinterher - in geheimer Mission. Er hatte das Hotel angefragt, ob jemand heimlich Fotos machen könnte, wenn er seiner Lebensgefährtin einen Antrag machen würde. Und da kam Romantikninja Anna-Lena zum Einsatz.
Der 25., an dem ich morgens meinen Weihnachts-Familiencall hatte, sah dann meine Stimmung schon wieder besser aus.
Putangirua Pinnacles
Der letzte Punkt auf meiner Liste für diese Region waren die Pinnacles. Eine schroffe Steinformation, die bereits als Drehort für Herr der Ringe diente (Wer es genau wissen will: 3. Teil - Pfad der Toten).
Nach meiner Schicht (in der ich bereits gut Schritte gemacht habe) habe ich mich schnell umgezogen, Makita eingesammelt und los ging die Fahrt. Die Strecke zeigte Wairarapa nochmal von der besten Seite. Erst am Lake Ferry und dann an der Küste entlang - die Sonne strahlte die ganze Zeit.
Der Wanderweg führte zunächst bergauf. Dabei waren wir froh um jeden Schatten, da die Sonne auch am späten Nachmittag noch viel Kraft hat. Oben eröffnete sich uns ein wunderschöner Blick auf den Ozean.
Danach ging es noch ein Stückchen weiter, bis zum Ausblick.
Aber wir hatten ja noch den Rückweg, der uns direkt durch die Kluft führte. Also Beine in die Hand genommen und schon ging es wieder runter. Und tatsächlich wurden wir mit einer fantastischen Kulisse belohnt.
Nur zu blöd, dass mein Pechvogel-Gen wieder zugeschlagen hat und auf der Hälfte des Rückweges ich von einem größeren Stein abgerutscht bin und mir dabei den Fuß verdreht habe. Nun zum zweiten Mal in Neuseeland.
Eh Makita realisieren konnte, warum mein Knöchel plötzlich doppelt so dick war (leider ist das keine Übertreibung), bin ich schon schnellstmöglich zum Fluss gehumpelt und habe meinen Fuß in das kühlende Nass getaucht. Unter Tränen habe ich ihr erklärt, dass ich keine Schmerzen hätte, mich aber einfach über mich selber ärgern würde. Waren es ja nur noch drei Tage zu arbeiten und wollte ich in vier Tagen endlich mit dem Reisen beginnen.
Aber gut, wenn ich eines aus der letzten Verletzung gelernt habe: man kann es eh nicht ändern. Also hakte ich mich bei Makita unter und so traten wir dreibeinig den Weg zum Parkplatz an. Nur kommt man so nicht schnell voran. Am Parkplatz angekommen ging die Sonne gerade unter.
Glücklicherweise braucht man bei einem Automatik-Auto seinen linken Fuß nicht. Also konnte ich mein Auto zurückfahren. Makita fuhr in ihrem Auto die ganze Strecke zur Sicherheit hinterher.
Bevor ich in meine Unterkunft fuhr, habe ich einen Stop am Hotel gemacht. Natürlich um mich vorbildlich für die nächsten Tage abzumelden, vorallem aber um etwas zum Kühlen zu ergattern.
Nachdem ich kurz ein Chaos ausgelöst hatte (als ob es nicht schon stressig genug zur Dinner-Zeit wäre) und sich alle Kolleg*innen um mich schartten, erhielt ich einige Kühlpacks und Milch (die soll wohl helfen - in dem Moment habe ich nichts in Frage gestellt, sondern alle Hilfsmittel bereitwillig entgegengenommen). Ebenso wurde kurzerhand unser Geschirrspüljunge von der Arbeit abgezogen um mich nach Hause zu begleiten.
Da lag ich also wieder mit einem dicken Knöchel im Bett.
Demzufolge fiel Silvester auch sehr unspektakulär für mich aus: alleine im Bett, mit Videocall, der Punkt Mitternacht abgebrochen ist.
Ich bin gespannt, was 2023 für Überraschung bereit hält.



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