Wharekauhau

Paua und Kava Kava auf polierten Tellern

Tauranga
Hintereinander verließen Inga und ich in unseren jeweiligen Auto`s Opotiki und machten uns auf den Weg nach Tauranga.
 
Während der Fahrt schwang etwas Anspannung mit: 1. Was macht mein Auto für Geräusche? (noch rauszufinden - kommt und geht) 2. Wie funktioniert das Blinken innerhalb eines Kreisverkehres? (erste Ausfahrt = links blinken; zweite Ausfahrt = kurz vorher links blinken; letzte Ausfahrt = rechts blinken) Nach zwei Stunden erreichten wir Tauranga. Der ursprüngliche Plan sah vor, dass wir hier Halloween feiern - allerdings saß uns die letzte Nacht noch etwas in den Knochen, dass wir froh waren frühzeitig in`s Bett zu fallen. Der nächste Morgen begrüßte uns mit Regen. Während Inga sich zu einem Vorstellungsgespräch aufmachte, organisierte ich mir eine Autoversicherung - first things first. Nachmittags nahmen wir den Bus zum Hausberg Mount Maunganui. Hatte sich der Regen zwar gelegt, war die Aussicht auf der Bergspitze dank des aufsteigenden Nebels allerdings Mangelware. Wieder zurück in der Stadt gönnten wir uns ein kleines Abschiedsessen - am nächsten Tag würden sich unsere Wege nach etwas mehr als 2 Wochen trennen. Verrückt, wie schnell man sich an Menschen gewöhnen kann. Und dann war er der, der nächste Morgen: Regen, Grau. Zwei junge Frauen, die bepackt zum Auto gehen und sich schnell verabschieden, bevor sie emotional (zumindest ich) und nass werden. 

Taihape 
Das Ziel meiner Tour, mein nächster Job, lag im Süden der Nordinsel. Da ich allerdings wenig Lust verspührte aus der Fahrt einen Sprint zu machen und die 7 Stunden am Stück zu fahren, hatte ich mich dazu entschlossen auf der Hälfte zu übernachten - in Taihape. Bis ich dort angekommen war durchfuhr ich verschiedenste Vegetationen - von Wüste, schneeüberzogenen Bergen und Wäldern war alles dabei. Leider regnete es auch hier und somit fiel die geplante Wanderung aus und wurde gegen ein Buch eingetauscht. Wenn man einen ruhigen Ort sucht, war man in der Unterkunft auf jeden Fall an der richtigen Stelle. Für meinen Geschmack etwas zu ruhig - war ich bis abends komplett alleine in der außerortsgelegenen Unterkunft. 

Früh stieg ich in mein Auto und machte mich auf den Weg nach Wharekauhau, wo ich bereits am Abend meinen ersten Arbeitstag als Restaurant Attendent Junior haben sollte. 

Wharekauhau Country Estate
Mit einem breiten Lächeln begrüßte mich Nicolas - der Restaurantchef und mein Vorgesetzter. Überschwänglich führte er mich kurz im Haupthaus rum, gab mir meine Uniform, stellte einige andere Angestellte vor und begleitete mich zu meiner Unterkunft, welche 4 Fahrminuten entfernt liegt. 
Der C Block, wo ich untergebracht bin, ist ein altes Militärgebäude - zwei Häuser, die durch einen kleinen Übergang verbunden sind. Im vorderen Haus ist die Gemeinschaftsküche und das Wohnzimmer - leider ist auch hier oftmals Sauberkeit fehl am Platz. Im hinteren Haus befinden sich die Bäder und einzelnen Schlafkabinen.
 
Erinnert das Zimmer einen etwas an Gefängnis, ist es dennoch ausreichend, sauber und man hat ein paar Quadratmeter Privatsphäre. 

Kurz vor 16 Uhr zog ich meine Uniform an (ein blaues Langarmhemd und eine schwarze, leider etwas zu enge, Stoffhose) und fuhr pünktlich auf den Mitarbeiterparkplatz. Dann ging es gleich mit Volldampf und vielen neuen Eindrücken los: da die Saison erst anlief waren unsere einzigen Gäste Führungskräfte eines Unternehmens aus Auckland. Diese wollten im Zuge einer Halloweenparty bespaßt werden. Der Abend startete mit Drinks und kleinen Canapés, die ich zureichte, in dem größten Haus des Anwesens, der Foley Villa (nach dem Eigentümer Bill Foley benannt). Nachdem die Gläser geleert waren ging es zum Haupthaus zurück, wo ein Buffet bereits auf die Gäste wartete. Neben abräumen der Teller und Getränkenachfüllen bestand meine Hauptaufgabe darin das saubere Geschirr mit Essig zu polieren und die Gläser abzutrocknen. Kurz nach 0 Uhr war der Trubel und meine erste Schich vorbei. Im Dunkeln fuhr ich nach "Hause" und fiel fertig in`s Bett. 

Laut unserem Diensplan hatten fast alle der Angestellten die nächsten drei Tage frei - Kraft tanken, bevor neue Gäste kommen. Für mich ging es allerdings nochmal um 11 Uhr in`s Hotel. Hier gab Nicolas einem Teil von unserem Team [neben mit waren das Yvette (eine 54-jährige Neuseeländerin, bei der man gleich merkt, dass sie einem bei jedem Problem helfen würde) und Daniel (ein junger Australier, der sehr viel Energie versprüht)] einen kleinen Crashkurs in Sachen Hospitality und zeigte uns das gesamte Gelände. Die Rundfahrt endete am Strand. Bei einem Glas von unserem Hauswein verlaß Nicolas lobende Worte an das Personal von ehemaligen Gästen. Der Führungsstil von Nicolas imponierte mir: die Mitarbeiter loben, das Lob Anderer weitergeben und die Arbeit mit kleinen Dingen würdigen (und das nicht nur einmal im Jahr).

An meinem ersten freien Tag hatte ich mich mit Ian, dem einzigen weiteren Backpacker in unserem Hotel, zu einer kleinen Wanderung verabredet. Zuerst zog es uns zum Aussichtspunkt an die Steilküste. Auf dem Weg dorthin wehte ein starker Wind (an diesem Tag bis zu 80 km/h) - ich fühlte mich an meinen Fallschirmsprung erinnert, bei dem einem zuviel Luft entgegen kommt und man das Gefühl hat, dass die Augenlieder flattern. Vom Aussichtspunkt kann man bei gutem Wetter das Land der Südinsel erkennen - uns bot sich "nur" der Anblick des aufbrausenden Meeres. Anschließend bestiegen wir den Mount Wharekauhau, der direkt hinter meiner Unterkunft aufragt.

Dank des stetigen Regens verweilten wir nicht lange am Gipfel. 

Auch der nächste Morgen war regenreich. Als zum Nachmittag die Sonne raus kam, brachen Ian und ich zum Cape Palliser auf. Entlang einer wunderschönen (leicht zerklüfteten) Küstenstraße fuhren wir bis zum Leuchtturm.

Nachdem man 250 Stufen erklommen hat, bot sich einem ein fantastischer Blick über den Ocean. Allerdings konnte man diesen Dank des Sturmes nicht lange genießen - er ließ einem, im wahrsten Sinne des Wortes, die Haare zu Berge stehen. Wieder unten angekommen ging es kurz zum Strand, wo es sich einige Robben gemütlich gemacht hatten. 

Gut getarnt zwischen den Steinen dauert es einige Zeit, bis man sie erkennt. Der fischige Geruch verrät allerdings schon frühzeitig ihre Anwesenheit.

Vorerst bin ich für die Spätschicht eingeteilt. Das bedeutet, dass ich meist um 3 Uhr nachmittags beginne und wir bleiben, bis der letzte Gast gegangen und alles für den nächsten Tag vorbereitet ist. Wir, dass sind in den meisten Fällen Adrian und ich. Adrian ist unser Sommelier und die Vertretung von Nicolas. Mit seiner steifen und angespannten Haltung macht der Franzose am Anfang keinen sonderlich sympathischen Eindruck. Dies ändert sich, sobald man ihn etwas kennengelernt hat: er ist sehr akkurat und möchte dies auch von seinen Mitarbeitern sehen; erkennt die Stärken und Schwächen und setzt die Mitarbeiter dementsprechend ein. Nach dem dritten gemeinsamen Abend war ich entsprechend überrascht, als er mich für meine Arbeit lobte, was sich auch in den darauf folgenden Abenden zeigte, da ich bei den Gästen im Restaurant war und die anderen Helfer hinten in der Küche beim Polieren - irgendwas muss ich also richtig gemacht haben.

Meine Vormittage habe ich bisher, wenn es das Wetter zu ließ, mit der Erkundung der Gegend verbracht. 

Ein kleiner Spaziergang von der Haustür bis zum Strand oder

eine Autofahrt zum Lake Ferry waren dabei.

Am Mittwoch hat mich mein Wecker früh aus dem Schlaf geholt - eine Farmtour stand an. Unsere hauseigene Reiseführerin hat uns 4 Frauen in ein Auto gepackt und los ging die wilde Fahrt - Wharekauhau erkunden. Unser erster Halt war der Gemüsegarten, wo sich später vieles auf den Tellern der Gäste wieder findet. Unter anderem Kava Kava: diese Pflanze, die wie ein grüner Busch mit herzförmigen großen Blättern aussieht, wurde damals von den Maori als Rauschmittel genutzt. Heute werden nur die von Insekten angefressenen Blätter verwendet, da diese ungefährlich sind. 

Anschließend wurden wir von Bullen verfolgt, fütterten Aale, 

wanderten durch den Wald, genossen die Aussicht und fuhren runter zum Wasser. 

Am Strand fand ich dann meine erste Paua-Muschel, welche das Zuhause einer Meeresschnecke war. Paua gilt in Neuseeland als Delikatesse und schafft es im Hotelrestaurant regelmäßig auf die Karte. 

Scheint Wharekauhau nicht viel zu bieten (zum einkaufen muss man mindestens eine Stunde fahren), ist die Gegend doch reich an fantastischer Natur. 
Und die will erkundet werden!

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