Rückblende
Die letzte Woche in Deutschland war voller Emotionen - es ging auf und ab.
Begonnen hat alles am Donnerstag, den 29.09.2022 - meinem letzten Arbeitstag.
Losgefahren bin ich von meinen Eltern, da wir am Vorabend meine Wohnung ausgeräumt haben. Während der Fahrt konnte ich nur schwer die ersten Tränen wegatmen. Als ich dann an meinem Arbeitsplatz ankam, ein wundervoll durchdachtes Abschiedsgeschenk auf mich wartend, konnte ich nicht mehr an mich halten. Erst recht nicht, als ich mich von einzelnen Kolleg*innen verabschiedet habe. Wie man es aus amerikanischen Filmen kennt habe ich meine persönlichen Sachen in einem Karton verstaut und meine Technik abgegeben. Der Weg zur IT-Abteilung fühlte sich für mich wie eine Rückblende aus meinem eigenen Film an: blau weiße Bluse, schweißnasse Hände und mit wackeligen Knien stand ich vor über 9 Jahren vor der großen Eingangstür. Schüchtern klingelte ich und trat ein. Abblende. Im hier und jetzt wieder angekommen umfasste ich ein letztes Mal den Türknauf, ging zum Auto und fuhr vom Hof. Abspann.
Weiter ging es am Freitag - Wohnungsübergabe.
Mit 45 Quadratmetern war meine Wohnung zwar nicht groß, aber dafür für mich umso gemütlicher. Natürlich gab es hier und da ein paar Schönheitsfehler, aber daran gewöhnt man sich mit der Zeit und arrangiert sich mit ihnen. Leider trifft dies nicht auf die Hausverwaltung zu, die alles akribisch aufgenommen hat. Am Ende wurde - für ihn ganz unspektakulär - nach meinen Schlüsseln gefragt. Für mich war es vielmehr die Übergabe vieler Erinnerungen: von lauwarmen Abenden auf dem Balkon, gruseligen Geräuschen an der Haustür, Weincalls auf der Couch, Wasserlecks an der Decke, Familientreffen und Spieleabende auf provisorischen Sitzgelegenheiten... Diese Erinnerungen sind nun zusammen mit meinen Habseligkeiten gut in Kartons bei meinen Eltern im Keller verstaut und warten darauf, dass ich sie wieder auspacke und weitere Erlebnisse hinzufüge.
Sprachlos hat mich der Samstag gemacht - Überraschungsparty.
Angefangen hat es am Donnerstagabend, als mein Papa meinte, dass wir am Samstag einen Ausflug machen. Nichts ungewöhnliches für ihn - lässt er sich öfters gerne kleine Aktivitäten für uns einfallen. So war es schließlich Samstag kurz vor 15 Uhr, kurz vor der vermeintlichen Abfahrt. Gerade wollte ich mir eine Tasche packen, da kommt mein Papa aus der Küche und meint: "Du, ich habe es mir anders überlegt. Wir machen heute doch keinen Ausflug. Ich muss dir aber was am Fenster zeigen." Ok, dann also doch keine Tasche und doch kein Ausflug. Rückblickend wären mir sicher die leicht feuchten Augen von meinen Eltern aufgefallen. Doch in dem Moment bin ich komplett ahnungslos an das Küchenfenster getreten und konnte nicht glauben, was ich unten auf dem Hof zusehen bekommen habe. Dort unten standen all meine Liebsten und wollten sich gemeinsam von mir verabschieden. Zum verarbeiten hat mein Kopf ein bisschen gebraucht. Zumindest würde es erklären, warum ich noch bei der Begrüßung nicht recht wusste, was ich sagen sollte.
Neben schönen Gesprächen und letzten Ratschlägen wurde gelacht und auch geweint. Es fühlte sich wie eine warme Wolke aus Liebe an, die einen umgibt - einfach wohltuend. Das Problem dabei ist nur, dass man nur ungern von dieser Wolke in die kalte Welt will.
06.10.2022 - Abflug.
Überraschenderweise habe ich in der Nacht zum Donnerstag tief und fest geschlafen. Vielleicht sagt auch mein Körper irgendwann, dass er Schlaf braucht. Um 8 Uhr ging es dann mit vollem Reiserucksack und kleinerem Tagesrucksack, meinen Eltern und Freund zum Flughafen nach Frankfurt. Die Fahrt dauerte zwar seine 5 Stunden, war allerdings dennoch entspannt. Zumindest in der Zeit, wo ich nicht dachte "OK, lasst uns umdrehen. Ich habe es mir anders überlegt". Angekommen am Flughafen haben wir auf meinen Bruder gewartet - er war so süß und ist extra aus Hamburg mit dem Zug angereist.
Nachdem wir meinen Reiserucksack einwickeln ließen und er nun mehr als Dönerspieß durchging, ging es zur Gepäckaufgabe.
Schon dort hat man gemerkt, dass mein Flug über San Francisco/ USA ging. Ich würde gefragt warum ich in die USA einreise, wie lange ich dort bleiben will, ob ich mein Gepäck selber gepackt habe...
Danach war es Zeit für den Abschied. Zuerst war mein Bruder dran, da er seinen Zug zurück erreichen musste. Neben einer dicken Umarmung mit Tränchen (ja, von beiden Seiten) gab es noch eine Einwegkamera und einen Brief mit auf den Weg.
Mein Freund und Eltern begleiteten mich bis zur Passkontrolle vor dem Security Check. Bis hier und nicht weiter. Das war er, der Moment der Verabschiedung.
Nachdem Umarmungen und Küsse verteilt wurden hätte ich am liebsten gleich noch eine zweite, dritte, vierte Runde vergeben. Aber das hätte es nur schwieriger gemacht. Also schnell umdrehen und ab durch die Schranke.
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