Opotiki

Meeresleuchten und Kiwipflanzen

Auckland schien noch zu schlafen (oder zumindest mein Hostel) als ich mit Inga im InterCity-Bus am Samstagmorgen die Stadt verließ. Die Route führte über Hamilton und Rotorua nach Opotiki. Nach ungefähr 8 Stunden waren wir am Ziel. Ein Glück - der rasante Fahrstil auf der kurvenreichen Strecke war nicht ganz für mich und meinen Magen gemacht. 

River View Lodge
Eine kleine Frau mit kräftigem Oberkörper wartete bereits auf uns: Mel (Melanie) war unsere Supervisorin. An ihrem Auftretung merkte man schnell, dass sie wusste, wie man sich behauptete. Kurzer Hand schnappte sie sich meinen Rucksack, als ob er nichts wiegen würde, und verstaute ihn im Kofferraum. Nach wenigen Minuten trafen wir bei der Unterkunft ein und wurden sogleich von einigen anderen Fruitpickern empfangen. Anschließend führte uns Mel in unser Zimmer. Die Tür ging auf und wir rannten gegen eine Wand heißer Luft - die Heizung liefe zentral und auf Hochtouren. 
Leicht überfordert mit der Situation (unsaubere Räumlichkeiten, kiffende Mitbewohner und laute Musik aus diversen Musikboxen) kauften wir im Supermarkt Lebensmittel ein, kochten was und gingen zeitig in unser tropisch anmutendes Zimmer.
Am nächsten Morgen wurden wir von einer rockigen Version von Jingle Bells geweckt. Noch leicht verschlafen machten wir uns zu Fuß auf in die Stadt und von dort aus ging es zum Strand. 

Entlang des Dünenweges zeigte sich die Sonne und in sicherer Entfernung die einzig aktive Vulkaninsel Neuseelands White Island. Zurück in der Unterkunft merkten wir schnell, dass die Anderen doch mehr als in Ordnung waren.  Vielleicht ein bisschen verpeilt, aber liebenswert. So lieb, dass am nächsten Abend eine Überraschungsparty für ein Mädchen aus unserem Team stattfinden sollte. Da wir erst am Mittwoch mit Arbeit anfangen konnten, schlossen wir uns dem Partykomitee an, welches aus Max und Marius bestand. 
Gemeinsam fuhren wir in die nächst größere Stadt Whakatane. Neben Partydekoration ergatterten wir einige Sachen in OpShops (günstige Secondhandläden), unter anderem einen HighSchool-Pullover für mich, da die Abende sich noch als sehr kalt erwiesen haben. Noch schnell Geburtstagskuchen und Getränke gekauft, den Partyplatz am Strand hergerichtet und Partyhüte aufgesetzt. Dann konnte die Party starten.

Mit Einbruch der Dunkelheit zeigte sich ein unerwartetes Naturspektakel - die Wellen schienen zu leuchten. Alle rannten zum Ozean - sobald man das Wasser berührte begann es zu strahlen, wie Sterne im Wasser. Voller Begeisterung zogen sich die ersten beiden Mädels in der Dunkelheit aus und rannten in's Wasser. Boar, nee; viel zu kalt für mich. Doch wann hat man sonst die Chance Wasser zum leuchten zu bringen und "Sterne" auf seiner Haut zu sehen. Also Zähne zusammen beißen und es ihnen schnell nachmachen. Dies war eindeutig ein Once-in-the-lifetime-Moment.

Am nächsten Tag durften wir das Auto von Max benutzen. Dies bedeutete für mich das erste Mal links fahren - musste man sich bei Abbiegungen noch etwas konzentrieren, ging es ansonsten gut voran. Schließlich kamen wir am Meer an, wo unser Startpunkt für eine kleine Wanderung lag. Die Aussicht auf den Ozean teilten wir mit einigen Schafen, die wohl den besten Platz zum grasen ergattert hatten. Abends erhielten wir eine private Zaubershow - ein Franzose aus unserer Gruppe entpuppte sich als talentierter Magier. 

Golden and Sweet Green Kiwi 
Dann hieß es (endlich) arbeiten. Mein Vorhaben Kiwifrüchte zu ernten wird wohl ein Vorhaben bleiben, da diese erst Anfang April reif zum pflücken sind. Unsere Arbeit bestand aus der Vorbereitung. Das bedeutet, dass die Pflanzen ausgedünnt und verformte Knospen entfernt werden müssen.

Da Mel nicht genug Arbeit hat (der Winter brachte starken Frost mit sich, der allen Kiwiplantagen zugesetzt hat), hat sie uns an einen anderen Supervisor vermittelt - Gill. Nachdem er uns gegen 8 Uhr abholt und auf der Plantage absetzt, geht man bis ca. 16:30 Uhr einer relativ monotonen, aber auch leicht meditativen, Arbeit nach. Am Ende des Tages kann man, durch das ständige Hochgucken, deutlich seinen Nacken spühren.

Feiertag 
Am 4. Montag im Oktober ist in Neuseeland Labour Day. Dies bedeutet, dass nach nur 3 Arbeitstagen ein langes Wochenende vor uns lag. Als der Großteil unserer Truppe am Samstagmorgen zu ihrem Ausflug aufbrach, trat bei uns Ruhe ein. 

Im Rasen liegen, lesen, die Sonne genießen, backen und Karten spielen - alles ganz entspannt. 

Für Sonntag hatten wir uns den Pakihi Track vorgenommen. Begleitet wurden Inga und ich von der Tschechin Jana. Der Wanderweg führte uns entlang eines türkisblauen Flusses an kleinen Wasserfällen und amazonasähnlichen Pflanzen vorbei. 

Auto, Party, Abfahrt 
Wer Neuseeland flexibel und in seinem eigenen Tempo bereisen will, der braucht ein Auto. Um sich an einen beliebigen Ort neiderzulassen muss das Fahrzeug mit dem Sticker "Selfcontained" versehen sein - neben einem Bett muss ein Waschbecken, zwei Wassertanks und eine kleine Toilette vorhanden sein. Auch auf dem Automarkt merkte man hier schnell, dass der Andrang der Backpacker derzeit groß ist -gibt es selten günstige bereits ausgebaute Camper. Mir reichte allerdings auch ein größeres Auto, in das man eine Matratze zum schlafen packen konnte, da ich voraussichtlich eh lieb auf offiziellen Campingplätzen stehen würde (da bin ich ein kleiner Schisser). In Opotiki angekommen bot mir einer der anderen Reisenden sein Auto (Honda Odysee) zum Kauf an, da er sich ein größeres zulegen wollte. Darauf ein Handschlag. Leider war dieser wenig wert, da sich in den nächsten Tagen seine Meinung immer wieder änderte - mein Nervenkostüm wurde auf eine große Probe gestellt. Parallel dazu bot mir ein Tscheche aus unserer Unterkunft sein Auto (Nissan Presage) an - zwar etwas teurer, dafür aber minimal größer. Da der WOF (sowas wie TÜV) im Dezember bei dem Nissan fällig war, investierte ich 115 § um das Auto vorab checken zu lassen. Leider kam dabei raus, dass einige Reparaturen anfallen würden - somit war der Nissan raus. 
In der Zwischenzeit hatte Inga mehr Glück und konnte einen Camper ergattern und diesen direkt von der Werkstatt abholen. Dorthin begleitete ich Sie. Konnte es nichts schaden, fragte ich den Inhaber, ob er ein ähnliches Fahrzeug im Angebot hätte. Tatsächlich sei vor einigen Stunden ein Auto fertig geworden - er kontaktierte den derzeitigen Halter. Leider ohne Erfolg. Also ohne Auto wieder zurück zur Unterkunft. Gerade angekommen erhielt Inga einen Anruf. Der Halter stände vor unserer Unterkunft - bereit zur Probefahrt. Überrascht gingen wir nach draußen. Dort stand ein Toyota Hiace von 1999 und vor ihm Paul. Paul Okwara aus Nigeria begrüßte uns mit ein paar Brocken Deutsch und ehe wir uns versahen saßen wir im Auto und drehten eine Runde (wärend der Fahrt hielt Inga noch ihr Duschgel in der Hand - so überrumeplt waren wir). 
Leicht überfordert wollte ich mich an diesem Abend allerding nicht mehr mit dem Thema Auto auseinander setzten. Schließlich war es auch Zeit zum feiern - nach nur zwei Wochen in Opotiki sind uns die Leute doch an`s Herz gewachsen und da einige von uns (unter anderem Inga und ich) am nächsten Tag abreisen würden, verbrachten wir einen feuchtfröhlichen Abend zusammen.

 
Nach wenigen Stunden Schlaf entschied ich mich dazu den Toyota zu kaufen (auch, weil der Honda wieder einmal nicht mehr zum Kauf stand). Nachdem ich genug Geld vom ATM abgehoben hatte (für mich nie ein schönes Gefühl soviel Geld auf einmal auszugeben) fuhren wir zu Paul nach Hause. So schnell hat man ein neues Auto. Noch das Auto bei der Post (ja, sowas macht die Post hier) ummelden, Sachen einladen und los konnte es gehen. 

Jetzt bin ich für den Part Travel in Work and Travel bereit.

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