Kia Ora
Vom Flug und die ersten Tage in Neuseeland.
Entspannt spazierten wir am Wasser entlang. Mit der Zeit wurde der Weg steiler, bis wir am Aussichtspunkt Achilles Point angekommen waren. Von hier ließen wir uns eine Weile vom Wind und der Sonne umspielen.
Flug Frankfurt - San Francisco
Mit großem Herzschmerz stand ich also vor der Sicherheitskontrolle. Nach dem Check konnte ich zum Gate gehen - wollte ich zumindest. Doch wurde ich davor abgefangen um eine weitere Sicherheitskontrolle machen zu lassen. Meine Boardkarte wurde mit dem Hinweis "SSSS" versehen. Dies bedeutet, dass mich ein Zufallsprinzip zur doppelten Kontrolle ausgewählt hat. Also wieder Schuhe aus, Technik und Flüssigkeiten auspacken, um diese gleich nach der Kontrolle wieder einzupacken. Danach ging es an`s warten, dass das Boarding losgeht.
Ich hatte einen Fensterplatz, neben mir saß ein Paar aus San Fransico, dass mit mir die nächsten 11,5 Stunden verbringen sollte. Beiden waren sehr freundlich; er erinnerte mich mit seinem Strohhut und dem Schneuzer etwas an Konny Reimann. Nach kurzer Zeit kam das Abendessen (Nudeln), nebenbei liefen Disneyfilme zur Aufmunterung. Mit der Zeit wurde es ruhiger im Flugzeug, die Lichter wurden gedimmt und die Passagiere machten sich bereit im Sitzen zu schlafen. Nur ich nicht - wie konnte ich schlafen, wenn es doch alles so aufregend war und immerhin wartete ja noch der Brief von meinem Bruder auf mich. Diesen habe ich mir bewusst aufgehoben, bis die meisten nicht mehr mitbekommen würden wie ich mit den Tränen ringe. Schon als ich ihn in die Hand nahm bildete sich ein dicker Klos in meinem Hals. Ich musste schlucken. Was wohl drin stehen wird? Egal was es wahr, ich wusste, dass ich es lieben würde. Und ich hatte recht mit meiner Vermutung. Mit der Einwegkamera, die mein Bruder mir überreicht hat, habe ich eine Foto-Challange aufgetragen bekommen.
Der restliche Flug verlief ohne weitere Vorkommnisse und so machten wir uns zur Landung bereit - die Golden Gate Bridge funkelte im Dunkeln unter uns.
Flug San Francisco - Auckland
Wir hatten 3 Stunden um umzusteigen, was sich durch die lange Warteschlange bei der Passkontrolle als sehr knapp erwies. Wippend stand ich nervös da, all meine Dokumente in der Hand und mental gewappnet ausgefragt zu werden. Die große Fragerunde blieb zum Glück aus. Nach dem Fingerscan konnte ich direkt weiter. Mein großer eingepackter Rucksack wartete schon auf dem Gepäckband auf mich. Ich schleifte ihn aus dem Raum raus, ging einmal um die Kurve und gab ihn dort direkt einem Flughafenmitarbeiter in die Hand. Danach konnte ich ruhig zum Gate gehen und dort sogar noch meinen Sitzplatz in einen etwas besseren umtauschen lassen. Die Wartezeit bis zum Boarding wurde mir mit einem Videoanruf von meinem Freund versüßt. Es war nun 23 Uhr und wir konnten in das Flugzeug steigen. Als ich meinen Sitzplatz sah, hatte ich mich etwas geärgert, dass ich ihn vorher umgetauscht habe. Hatte ich zwar etwas mehr Beinfreiheit, doch sollte nun auf den 13-Stunden-Flug eine Mutter mit ihrem Baby neben mir sitzen. Schnell stellte sich aber heraus, dass der kleine Isaac ein ruhiges 6 Monate altes Baby war.
Kurz vor der Landung konnte ich also schon den ersten Punkt von meiner Foto-Challenge abhacken - ein Foto mit der jüngsten Personen, die ich auf meiner Reise treffe (vorbehaltlich, dass ich nicht noch ein jüngeres Baby treffe).
Dann hieß es anschnallen, Tische hochklappen und den Sitz in eine aufrechte Position bringen.
Ich war da! Endlich in dem Land der Kiwi's (Einwohner, Frucht und auch Vogel) gelandet. Es war 8:30 Uhr am Morgen als wir den Flieger verließen und zur Passkontrolle mussten.
Mit meinem Visa und den restlichen Unterlagen schien alles in Ordnung zu sein, denn ich durfte weiter und mein Gepäck abholen, welches ich kurz darauf vom Gepäckband nehmen konnte. Nach dem ich die tausend Lagen Frischhaltefolie von meinem Rucksack entfernt hatte ging es weiter zur nächsten Kontrolle, für die wir im Flieger bereits eine Erklärung ausfüllen mussten.
Neuseeland ist sehr streng was das Einführen von fremden Substanz betrifft. Hierzu zählt sogar der Dreck unter den Schuhen (diese werden zur Not vor Ort gewaschen) oder Medikamente für mehr als 3 Monate (ich musste mir das Mitführen meiner Pille bescheinigen lassen). Als der Stempel auf der Karte war und mein Gepäck den Scan bestanden hat (diesmal zum Glück ohne auspacken) durfte ich den Flughafen verlassen. Bevor ich dies tat habe ich mir gleich noch eine neue SIM-Karte gekauft.
Haka Lodge
Mit dem Bus ging es in die Innenstadt von Auckland und vom Busbahnhof zu Fuß weiter zum Hostel Haka Lodge. Vollgepackt habe ich schnell realisiert, dass Vulkaninsel bedeutet, dass alles sehr bergig ist - auch innerhalb der Stadt. Gut aus der Puste kam ich also im Hostel an, packte meine Sachen in den Kofferraum und machte mich erstmal frisch - nach über 24 Stunden reisen war dies auch nötig. Damit der Jetlag garnicht erst auftrat nahm ich meine Sachen und ging zu einer Bank etwas außerhalb vom Zentrum. Ein Bankkonto eröffnen war die erste Mission - nicht nur um damit gebührenfrei zu bezahlen, sondern auch als Voraussetzung für einen Job.
Vor Ort konnte mir leider nicht geholfen werden. Ich musste mich online registrieren und dann würde man nach ca. 20 Bankarbeitstagen auf mich zukommen. Mehr als 20 Tage?! Das war doch nicht der Plan! In Chats hat man immer von wenigen Tagen gelesen. Deprimiert ging ich wieder zum Hostel zurück, kaufte unterwegs etwas zu essen (die kleinen Läden haben sich als überteuert erwiesen) und checkte ein. Nach einem spartanischem Abendbrot saß ich noch im Gemeinschaftsraum in der Hoffnung Gesellschaft zu finden und so den aufkeimendem Heimweh entgegen zu wirken. Leider waren dort alle mit sich selber beschäftigt. So saß ich alleine auf der Couch und merkte, wie mein Handy mir immer wieder aus der Hand glitt - es wurde Zeit für´s Bett. Der Tag hatte mir einiges körperlich und emotional abverlangt und manchmal bringt ein neuer Tag auch neue Perspektiven. Devenport
4 Uhr morgens endete meine Nacht. Ich war hellwach. Die nächsten Stunden drehte ich mich von einer auf die andere Seite. Schließlich war es 8 Uhr - eine passable Zeit zum frühstücken. Parallel schaute ich, was man kostenlos in Auckland unternehmen konnte und stieß auf eine Free-Walking-Tour. Für mich immer ein guter Start in einer neuen Stadt. Diese sollte um 10 Uhr starten. Also schnell fertig gemacht, Sachen gepackt und von GoogleMaps zum Hafen navigieren lassen. Dort war es ziemlich frisch, was unter anderem daran lag, dass es hier noch Frühling ist. Neben ein paar Deutschen erkannte ich auch ein Mädchen aus meinem Hostel wieder. Eve kommt aus Finnland und ist ebenfalls mit einem Working Holiday Visa hier in Neuseeland. Die Gruppe setzte sich in Bewegung und folgte dem Aucklander Dustin - mit Witz und (schnellem) Englisch führte er uns durch die Straßen. Während der Tour lernten wir die Litauerin Audrone kennen, mit der wir danach einen Kaffee trinken gegangen sind. Während der Kaffee sich leerte, wurden wir miteinander warm. Es tat gut sich mit Gleichgesinnten auszutauschen - auch sie fühlten sich ein wenig verloren und warteten ungedultig auf ein Bankkonto. Um die Zeit rumzubekommen (und ein wenig das Gefühl von Produktivität zu haben) fuhren wir mit der Fähre nach Devenport - eine kleine Vulkaninsel vor Auckland.
Von hier oben hatte man einen schönen Blick auf Auckland.
Zu Fuß ging es wieder zurück zum Hostel. Nach einer erfrischenden Dusche und der Erledigung von Einkäufen kochte ich anschließend mein Abendessen. Während des Essens gesellten sich Max (Südfrankreich) und Inga (Kiel) zu mir. Inga und ich stellten belustigt fest, dass wir schon auf Facebook kurzen Kontakt hatten. Auch die beiden warteten ungeduldig auf ihr Bankkonto - man merkt, es ist ein präsentes Thema bei allen und alle sind ein wenig unzufrieden in der Stadt festzuhängen. Das wollten wir am nächsten Tag ändern. Max (eigentlich Maxime) hatte von unserer Rezeptionistin einen Geheimtipp bekommen zu welcher Filiale der Kiwibank wir fahren sollten. Der Bus wurde für den nächsten Tag rausgesucht und ich verabschiedete mich, in der Hoffnung, dass der Geheimtipp auch ein guter Tipp war.
Mission Bankkonto Part 2 und Mount Eden
Der Montag startete für mich wieder früh - wenn das die Auswirkungen vom Jetlag waren, konnte ich mit ihnen allerdings gut leben. Den Tag begann ich mit einem Familien-Video-Call, welchen ich überraschend gefasst durchstand. Anschließend hatten Eve und ich uns für die zweite Runde der Mission Bankkonto verabredet. Zuerst ging es zur großen ANZ, wo wir uns bereits online registriert hatten. Leider wurden wir dort schnell vertröstet, dass man den Prozess nicht beschleunigen könne. Danach ging es zur Kiwibank. Auch dort mussten wir uns online registrieren. Nach dem meine deutsche Steuernummer nicht akzeptiert wurde (es schien bei einigen anderen deutschen Backpackern auch das gleiche Problem gewesen zu sein), zogen wir weiter zu einer Filiale weiter außerhalb von Auckland. Die Filiale erreichten wir gegen 13 Uhr - vom Boden aus blickten uns träge Augen entgegen. Sie erklärten, dass sie bereits seit kurz vor 8 Uhr auf ein Bankkonto warten würden. Der nächste Schwung, für den wir uns anstellen könnten, wäre erst am Donnerstag wieder. Wieder wenig erfolgreich ließen wir also die Bank hinter uns und beschlossen auf den Mount Eden zu steigen, der sich gleich in der Nähe befand.
Mission Bankkonto Part 3+4 und Achilles Point
Super, das erste Mal, dass ich nicht vor den Vögeln aufwachte und dann werde ich von meinem Wecker aus dem Schlaf gerissen. Aber wer das eine will, muss das andere hinnehmen. Und ich wollte ein Bankkonto!
Schnell das Bett abgezogen und Sachen zusammen gepackt, da ich auschecken und abends in ein neues Hostel umziehen musste (als ich Haka Lodge verlängern wollte, war leider alles ausgebucht). Meinen großen Reiserucksack und Wertsache konnte ich im Zimmer von Inga unterbringen. Dort traf ich auch auf Jana, die uns ebenfalls zur Bank begleiten wollte.
Also brachen wir Vier in aller Früh auf, um pünktlich halb 9 vor der Filiale zu warten. Der Rollladen wurde hochgezogen und wir durften als erste Kunden eintreten. Als erster versuchte Max sein Glück und ja, er bekam sein Bankkonto. Die Vorfreude stieg. Dann war Inga dran. Auch sie konnte bald darauf mit ihrer Bankkarte wedeln. "Jaaaa, gleich bekomme auch ich meine Karte". Als Dritte war Jana dran - da sie sich erst vor Ort online registriert hatte brauchte ihr Konto noch ein wenig Bearbeitungszeit. "Kein Problem, ich habe meine Registrierung ja schon längst abgeschlossen" dachte ich. Denkst du. Als ich, mit allen Unterlagen vor den Mitarbeiter trat gab er auch mir eine Abfuhr. Meine Daten brauchten auch noch weitere Bearbeitungszeit. Was?! Das kann doch nicht wahr sein! Deprimiert ging ich aus der Filiale und setzte mich zu den anderen Dreien in den Bus zurück zum Hostel. Aufmunternd versuchten sie meine Stimmung zu heben - nach dem Frühstück ginge es mir sicher besser. Und so war es auch. Nur lag dies nicht an meinem labrigen Toast mit Avocado, sondern am Anruf der Kiwibank. Eine Mitarbeiterin führte mich am Telefon durch diverse Einstellungen die ich tätigen sollte und beendete das Telefonat damit, dass ich mir ab sofort in jeder Filiale meine Debitkarte abholen könne. Konnte das wahr sein? Ich wollte es erst glauben, wenn ich diese Karte in den Händen hielt.
Inga und Jana begleiteten mich zur Bank, da wir im Anschluss eh zusammen aus der Stadt raus wollten.
Da stand ich also wieder in der Schlange und diesmal mit Erfolg. Mir wurde ohne weitere Verzögerung meine Debitkarte ausgehändigt!!
Hallelujah!!! Beharrlich zahlt sich aus und mir fiel ein riesen Stein vom Herzen. Nun konnte ich in Neuseeland richtig starten.
Beschwingt stiegen wir in den Bus, der uns raus aus Auckland zum Strand brachte. Das erste Mal konnten wir die schöne Natur des Landes, für die wir eigentlich hier waren, erahnen.
Entspannt spazierten wir am Wasser entlang. Mit der Zeit wurde der Weg steiler, bis wir am Aussichtspunkt Achilles Point angekommen waren. Von hier ließen wir uns eine Weile vom Wind und der Sonne umspielen.
Die Fuß-Problematik
Nach einem gemeinsamen Abendessen mit den Mädels war es aller höchste Zeit für mich in das andere Hostel umzuziehen.
Meinen großen Reiserucksack hinten aufgeschnallt und vorne meinen kleineren Rucksack tragend ging ich die Treppe runter. Und dann passierte es: ich übersah eine Treppenstufe, mein linker Fuß knickte einmal seitlich um und das Gewicht auf meinem Rücken riss mich zu Boden. Schmerzhaft wuchtete ich mich hoch. Andere aus dem Hostel kamen auf mich zu und baten mir einen Stuhl an, doch ich lehnte ab. Ich wusste, wenn ich mich jetzt hinsetze komme ich so schnell nicht mehr hoch und somit auch nicht zum Hostel und meinem Bett. Also humpelte ich, mich selber verfluchend, den Weg zum Hostel. Immer mir selber sagend "ich schaffe das".
Nach gefühlten 100 km war ich endlich da. Schweißnass und außer Atem bestieg ich die Treppenstufen bis zur Rezeption - mein persönlicher Mount Everest.
An der Rezeption witzelte ein Brite, dass ich wenig Ähnlichkeit mit dem Foto auf meinem Reisepass hätte. Natürlich nicht! Hatte ich mich damals schick gemacht und fühlte ich mich jetzt, als ob ich am liebsten in's Krankenhaus eingeliefert werden würde. Raum 21 war für 6 Personen ausgelegt - als ich ihn betrat konnte ich nur noch anfangen zu weinen: er besaß kein Fenster, der Fußboden war dreckig und es waren nur noch obere Betten frei, die ich mit diesem Fuß nicht erreichen konnte. Der Wasserfall wollte auch nicht aufhören, als ein junger Mann das Zimmer betraten (und bei meinem Anblick wahrscheinlich am liebsten wieder umgedreht wäre). Doch er blieb, ließ nette Worte da und überließ mir sein unteres Bett. Nach wenigen Minuten brachte mir der Rezeptionist Tiefkühlgemüse zum kühlen.
Die nächsten Tage verliefen ruhig. Fuß hochlegen, Tiefkühlgemüse drauf, Serie gucken.
Mittwochabend besuchte mich Inga im Hostel. Zusammen überlegten wir, wie es weitergehen soll. Job's auf den Obstplantagen gab es viele, nur die Unterkünfte waren rar. Allerdings gab es ein Jobangebot in Opotiki, welches eine Unterkunft inkludierte. Angerufen und YES - am Samstag konnten wir anreisen und Mittwoch als Kiwipflückerinnen starten. Es tat so gut nun einen Plan zu haben. Es konnte endlich weiter bzw. los gehen.
Donnerstagnachmittag brauchte ich dringend frische Luft und so humpelte ich in die Innenstadt, direkt in ein Straßenfest rein. Neben Kunst gab es kostenlose Zuckerwatte. Anschließend telefonierte ich noch mit meiner lieben Kollegin. Was will man mehr.
Am Freitag besuchte ich die Art Gallery. Meinen Fuß konnte ich inzwischen schon wieder belasten (auch wenn die Zerrung noch spürbar war).
Während die Anderen im Hostel feierten packte ich meinen Rucksack. Endlich würde es raus aus der Stadt und rein in das Land gehen.


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